Das Hobby zum Beruf machen – das ist doch unser aller Traum. Wer hat schon Lust auf einen langweiligen 9-to-5-Job, bei dem man alle fünf Minuten auf die Uhr schaut, um sich auszurechnen, wie lange es noch bis zum Feierabend dauert? Wenn Reisen zu deinen Hobbys zählt, könnte eine Ausbildung zum/r Flugbegleiter/in diesen Traum möglicherweise erfüllen. Um zu erfahren, wie sich die Ausbildung und der Alltag als Crewmitglied einer Fluggesellschaft gestaltet, haben wir eine Flugbegleiterin zu ihrem Beruf befragt:
Wie lief dein Bewerbungsprozess ab?
Ich habe mich direkt bei der Airline beworben. Wenn das Bewerbungsportal offen ist, kann man dort einfach seine Bewerbungsunterlagen mit dem Anschreiben, Lebenslauf und so weiter hochladen. Sobald ich die Bewerbung abgeschickt hatte, musste ich einen Englisch- und Deutschtest machen, da man als Flugbegleitung diese beiden Sprachen beherrschen muss. Hat man beide Tests bestanden, wird man zum Assessment-Center eingeladen.
Wie läuft ein Assessment-Center ab?
Beim Assessment-Center wird das Verhalten der Bewerber*innen getestet. Jedes Assessment-Center kann unterschiedlich gestaltet sein. Wir Bewerber und Bewerberinnen haben uns zunächst alle vorgestellt und anschließend hat jeder ein Einzelgespräch mit zwei Trainern geführt, die von Beruf auch Flugbegleiter sind. In dem Gespräch wurden mir Fragen zu meiner Bewerbung gestellt und eine Konversation auf Englisch gestartet, um meine Aussprache und Reaktion auf unerwartete Situationen zu testen. Zum Schluss haben wir noch kurze Rollenspiele gemacht, in denen ich beispielsweise einen Kaffeebecher verkaufen sollte.
Welche Voraussetzungen sollte man als Flugbegleitung erfüllen?
Man sollte auf jeden Fall die englische Sprache beherrschen, um auch mit internationalen Fluggästen kommunizieren zu können. Außerdem sollte man empathisch und hilfsbereit sein, Ruhe in angespannten Situationen bewahren können und selbstverständlich gut mit Menschen umgehen können. Man sollte definitiv Spaß am Service haben, wenn man Flugbegleiter*in werden möchte.
Wie verläuft die Ausbildung als Flugbegleiter*in?
Die Ausbildung dauerte bei meiner Airline insgesamt sechs Wochen, das ist aber von Fluggesellschaft zu Fluggesellschaft unterschiedlich. Man lernt viel über die Fluggesellschaft und ihre Entwicklungen in den letzten Jahren. Es gibt ein Kommunikationstraining, in dem verschiedene Situationen, die im Flugzeug passieren können, durchgesprochen und -gespielt werden – zum Beispiel die Deeskalation einer Diskussion von Passagier*innen. Im SEP-Training (Safety and Emergency Procedures) lernt man beispielsweise, wie ein Brand gelöscht wird, wie eine Evakuierung abläuft und alles Wissenswerte zur Notausrüstung im Flugzeug. Im Training wird nicht nur die Theorie gelehrt, man macht auch praktische Übungen, in denen man zum Beispiel ein Feuer löscht oder eine Evakuierung durchführt. Selbstverständlich gibt es auch einen Erste-Hilfe-Kurs, bei dem man unter anderem lernt, wie Wunden richtig versorgt werden oder wie man eine Person durch Beatmung oder mit dem Defibrillator wiederbeleben kann. Es gibt auch noch ein Schwimmtraining, bei dem die Evakuierung im Wasser geübt wird. Nach jedem Kurs haben wir einen Test geschrieben und am Ende der Ausbildung gab es dann eine schriftliche Prüfung über die Theorie und eine praktische Prüfung, bei der die Evakuierungs-Kommandos und Stauorte der Flugzeugausrüstung geprüft wurden.
Wie sieht dein Alltag als Flugbegleiter*in aus?
Da ich keine festen Arbeitszeiten habe, fängt mein Arbeitstag je nach Flug immer unterschiedlich an. Vor jedem Flug findet ein Team-Meeting statt, bei dem der Flug und die Wetterbedingungen besprochen werden. Bevor die Passagiere und Passagierinnen das Flugzeug betreten, checke ich die Notausrüstung auf Vollständigkeit und Haltbarkeit. Während des Fluges fallen dann Service-Tätigkeiten, wie die Ausgabe von Getränken und Speisen, an. Nach der Landung prüfe ich, ob ein Passagier oder eine Passagierin etwas vergessen hat. Da ich meistens bei Langstreckenflügen mitfliege, werden wir Crewmitglieder nach dem Flug in ein Hotel gefahren. Wir verbringen hier unsere Zeit, bis wir mit dem nächsten Flug zurückfliegen. Die Aufenthalte sind üblicherweise nicht länger als 18 bis 24 Stunden.
Was gefällt dir besonders gut an deinem Beruf?
Was ich besonders an meinem Job liebe, ist, dass ich viel von der Welt sehe. Ich lerne viele unterschiedliche Kulturen und Menschen kennen und verschiedenste Speisen der Länder, die ich bereisen darf. Es ist einfach toll, neue Orte kennenzulernen und dort Zeit mit den anderen Crewmitgliedern zu verbringen. Ich liebe das Meer und mein Beruf erlaubt es mir, wunderschöne Strände zu besuchen.
Was findest du oder dein/e Kollegen/-innen weniger gut an dem Job?
Es kommt vor, dass man schwierige Passagiere oder Passagierinnen an Board hat, für die man viel Verständnis und einen besonders ruhigen Umgang braucht. Das kann ziemlich kräftezehrend sein. Da die Arbeitszeiten so unterschiedlich sind, hat man manchmal sehr lange und anstrengende Arbeitstage und man ist oft mehrere Tage nicht zu Hause, was nicht jeder so gerne mag.
Was war das Kurioseste, was du lernen musstest?
In der Regel dürfen hochschwangere Frauen nicht mit dem Flugzeug fliegen. Sollte aber der Fall eintreten, dass eine schwangere Frau ihr Kind im Flugzeug gebären muss, lernt man als Flugbegleitung, wie man im Notfall die Nabelschnur mit einer Spezialklammer durchtrennt.
Wie viel verdient man als Stewardess in der Ausbildung?
Das Gehalt variiert von Airline zu Airline. Ich habe in meiner Ausbildungszeit circa 400 bis 500 Euro netto verdient. Nach der Ausbildung steigert sich das Gehalt natürlich. Zurzeit verdiene ich 1.500 Euro netto und bekomme zusätzlich noch rund 150 bis 160 Euro für Speisen und Getränke bei meinen Auslandsaufenthalten. Bei unseren Aufenthalten in All-inclusive-Hotels kann man das Geld zum Beispiel sparen. Außerdem kann man sein Einkommen durch Provisionen, die man für den Board-Verkauf erhält, aufbessern.
Gibt es Aufstiegschancen für Flugbegleiter*innen?
Je länger man bei einer Airline arbeitet, desto mehr Vorteile ergeben sich. Man kann sich beispielsweise eher die Flüge aussuchen, bei denen man mitfliegen möchte. Es besteht zudem die
Möglichkeit zu einer Weiterbildung als Purser oder Purserette. Ein/e Purser/-ette ist quasi ein/e Kabinenchef/in und fungiert als Bindeglied zwischen Kabine und Cockpit.